Still crazy after all these years

30. June 2023 Off By carmen

Der alte Hund  im Sport.

Vorgestern noch war unser Hund noch in Top Form.  Mit freudigem Funkeln in den Augen und flinken, kraftvollen Bewegungen absolvierte er seine Übungen, iin Energiepaket mit federndem Gang, hochmotiviert und immer  mit Vollgas unterwegs. Gestern war er nicht ganz so spritzig im Training. Heute geht am Turnier mit vollem Elan an den Start, lässt mittendrin  etwas nach. Urplötzlich ist er müde und benötigt längere Regenerationszeiten.

Viele von uns haben diesen Augenblick schon erlebt, anderen steht er noch bevor. Der Moment, in dem wir erkennen, daß unser Hund alt wird.  Wir verstehen uns  blind, sind ein eingespieltes Team. Was wir schon alles zusammen erlebt haben!  Und nun?  Oft enden die gemeinsamen sportlichen Aktivitäten, wenn der Hund alt wird. Er „darf seine Rente genießen“, „muss nichts mehr arbeiten“,  mancher Mensch kommt auch nicht klar damit, daß sein Hund nicht mehr zu den Siegern gehört, will nicht, „daß er nach hinten durchgereicht wird“. Wir sind verantwortlich für seine Gesundheit, also nehmen wir den Hund aus dem Sport. Aber was sagt sein Kopf dazu?

Bei einem guten Hundesportler ist der Hund im Training und im Wettkampf genauso mit Freude dabei ist  wie wir selbst.  Ist „Rente“ da  eine freudig erwartete Zeit. Gerade wenn ein junger Hund nachrückt, ist das für den alten Hund oft eine schmerzhafte und enttäuschende Erfahrung.  Kann er den Ruhestand wirklich  „genießen“  oder  ist er auf dem Abstellgleis gelandet?

Mal ehrlich: Unser Hund hat sich den Sport doch nicht ausgesucht sondern sich auf unsere Wünsche eingestellt. Er hat mit uns kooperiert, uns eine erfüllte Freizeit geschenkt. Wir haben viel von ihm gelernt, haben von seiner Leistung, Arbeitsfreude etc profitiert und sportliche Erfolge geerntet.

Die FREUDE des Hundes an der Arbeit wird durch Alter nicht geschmälert. Hundesport mit älteren Hunde wird kritsch betrachtet. Dabei ist eine gut geplante sportliche Aktivität für den alten Hund ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf sein körperliches und geistiges Wohlbefinden.

  • Training

Regelmäßiges Training  ist ein wichtiger Bestandteil im Leben eines Hundes, auch wenn  er alt ist. Hunde, die uns ihr Leben lang im Sport begleitet haben, sollen auch im Alter aktiv sein dürfen. Nur Gassi gehen reicht nicht.  Die sportliche Bewegung fördert eine gute Muskulatur. Gerade für ältere Hunde sind Mobilität, Körpergefühl, Balance und Koordination wichtig. Natürlich sollten wir  je nach Sportart die Trainingselemente selektiv betrachten,  sie auf das Alter und den Gesundheitszustand des Hundes abstimmen.  Wir können unsere eigenen sportlichen Ansprüche zurückschrauben und den gewohnten Sport Seniorengerecht ausüben. Selbst wenn wir „nur“ trainieren,  können wir eine wirklich schöne Zeit zusammenverbringen. Auch geistig halten wir den Hund fit, er ist ja nach wie vor lernbereit und möchte sein Gehirn einsetzen. Wäre es nicht schade, wenn sein kluger Kopf verkümmert?

  • Wettkampf

In vielen VDH Sportarten gibt es Seniorenklassen.  Die Anforderungen sind auf den älteren Hund abgestimmt und  das Augenmerk liegt noch mehr als bisher auf dem Aspekt der Gesundheit.

Aber brauchen wir für uns und unseren langjährigen Partner im Hundesport noch ein Ranking?

Ein Alleinstellungsmerkmal im DogDancing sind  Fun Klassen. Nicht nur die Möglichkeit, den Hund vor, während  oder nach dem Start zu belohnen macht diese Klasse unglaublich wertvoll.

Für uns als Hundeführer ist der Fun Start eine unverzichtbare Erfahrung, mit dem alten Freund an solchen Wettbewerben teilzunehmen. Wir passen die Aufgaben an, weil er schneller ermüdet. Er ist etwas langsamer geworden und hat längere Reaktionszeiten, also geben wir unsere Signale früher. Die eine oder andere Übung lassen wir weg, weil sie ihm Mühe bereitet. Manchmal geht es mit ihm durch und er zeigt sie doch, und strahlt dabei.  „Immer noch verrückt nach all den Jahren“. Es gibt weder Punkte noch Platzierung, es zählt nicht mehr „vorne mit laufen“,  aber dafür wird die Zeit im Ring zu einem intensiven Erlebnis.

  • Neue Wege gehen

Wenn der ursprüngliche Sport für den Hund nicht mehr das Richtige ist, findet sich ein breites Spektrum an Alternativen. Beim Longieren, Hoopers Agility, Nasenarbeit, Tricktraining  kann auf die Besonderheiten eines Seniors mit sportlichen Ambitionen eingegangen werden. Sie sind gelenkschonend, fördern Herz und Kreislauf und vor allem machen sie Spaß.

  • Der Co Trainer

Für die Trainer unter uns ist der alte Hund Gold wert. Geduldig und eifrig zeigt er Schritt für Schritt den Aufbau einer Übung, freut sich über seinen Status als Seniorpartner und über die vielen Belohnungshappen.  Er kennt die Abläufe der Seminare und Kurse, so daß die Anstrengung für ihn gut einschätzbar ist. Hat er nun noch einen Ruheplatz, von dem aus er außerhalb seiner Einsatzzeit dem Geschehen folgen kann, wird ein Seminar für ihn zum interessanten Event. ?  Auch wenn er nicht mehr 100 %  am Training teilnehmen kann genießt er doch die Zusammenarbeit mit uns.

Auch abseits vom Hundeplatz ist eine körperliche und geistige Auslastung möglich.

  • Spaß Programm

Gehirntraining bieten Suchspiele, kreative Tüftelspiele, Geruchsvergleich mit Gewürzgläschen oder  Apportierspiele mit Haushaltsgegenständen.  Je mehr wir den klugen Kopf beschäftigen, um so länger bleibt er fit.

  • Fitnesstraining

In Fachbüchern und Online Seminaren lesen wir uns Hintergrundwissen an, erstellen individuelle Trainingspläne für  die speziellen Bedürfnisse unseren Hundes. Cavalettis,  Fitbones und Peanut Ball sind gute Hilfsmittel, für ein Zirkeltraining, das das Training lustig und abwechslungsreich gestaltet.

Nützliche Tipps hierzu finden Sie im Praxisbuch Hundefitness von Carmen Heritier & Sandra Rutz

 

Den Fokus auf s Wesentliche nicht verlieren!

Damit Sport und Aktivität auch mit dem alten Hund ein Vergnügen ist, brauchen wir nur Kreativität, Einfühlungsvermögen und die drei Pfeiler unserer gesamten Ausbildung: Freude, Kommunikation, Erfolg.

Die Freude für Mensch und Hund

Ein Hund, der gelernt hat, das ein gemeinsames Training mit uns immer und ausschließlich Freude bedeutet, wird deutlich schneller, nachhaltiger und fundierter lernen. Seine Ausstrahlung ist sprühend vor Spaß und Selbstbewusstsein, auch noch nach langen Jahren. Bleiben wir also einfach dabei.

Die Kommunikation von Mensch und Partner Hund

Grundlegendes ist dem alten Hund geläufig, Pausenplatz, kurzes Warten, kein Problem für ihn. Damit die vollkommene Kommunikation zwischen uns beiden im Training immer vorhanden ist, stellen wir uns auf seine Handicaps ein. Er hört nicht mehr so gut?  Geräusche bringen ihn manchmal aus der Fassung? Passen wir unser Training an,  ist dieser Punkt schon erledigt.

Das erfolgreiche Bewältigen jeder einzelnen Aufgabe in der Trainingseinheit

Sorgen wir dafür, daß unser Training so aufgebaut ist, daß der alte Knabe alles erfolgreich absolvieren kann. Auch wenn er vielleicht noch ein wenig höher springen könnte, seine Choreografie auch 2:30 min durchtanzen könnte: Ersparen wir ihm und uns den Moment, in dem er den Sprung nicht schafft, nach 1:15 min einfach müde ist.  Er soll jedes Training mit dem Gefühl verlassen, einfach der Größte zu sein.

Freude im Hundesport bemisst sich nicht an Titelgewinnen oder der Bewertung eines Richters, auch nicht an Punkten und Zeiten, sondern an dem unbändigen WIR Gefühl beim Bewältigen einer gemeinsamen Aufgabe.  Es liegt in unserer Hand, das mit unserem alten Hund zu erleben.

Autorin:

Carmen Schmid