Sequenztraining

20. June 2023 Off By carmen

 „Aber warum ist eine durchgängige Freude bei uns und unserem Hund im Training so wichtig, dass wir es als unser oberstes Leitziel und unseren größten Erfolg bezeichnen?

Ein Hund, der gelernt hat, dass ein gemeinsames Training mit uns immer und ausschließlich Freude bedeutet, wird deutlich schneller, nachhaltiger und fundierter lernen. Er strahlt vor Spaß und Selbstbewusstsein, auch noch nach vielen Jahren. Wir gehen diesen Weg, um immer eine unbelastete, glückliche Zeit mit unserem Hund zu verbringen, wenn wir gemeinsam trainieren. Unsere Freizeit ist uns viel zu kostbar, um sie mit negativen Gefühlen zu belasten. Das Training mit unserem Hund ist eine Bereicherung für unseren Alltag und keine zusätzliche Pflicht.

Freude bedeutet, wird deutlich schneller, nachhaltiger und fundierter lernen. Er strahlt vor Spaß und Selbstbewusstsein, auch noch nach vielen Jahren. Wir gehen diesen Weg, um immer eine unbelastete, glückliche Zeit mit unserem Hund zu verbringen, wenn wir gemeinsam trainieren. Unsere Freizeit ist uns viel zu kostbar, um sie mit negativen Gefühlen zu belasten. Das Training mit unserem Hund ist eine Bereicherung für unseren Alltag und keine zusätzliche Pflicht.“

Carmen Schmid & Barbara Feldbauer in „Der Freudenweg im Hundesport“

 

Sequenztraining als Vorbereitung zum Wettbewerb.  Eine Anregung  für jeden Hundesportler.

Die meisten Hundesportarten  beinhalten eine Vielfalt an Einzelübungen. In der Prüfung werden alle Einzelschritte zum gesamten Übungsablauf zusammengesetzt. Das ist eine  Herausforderung, die  trainiert werden muss.  Das gilt für das Laufschema einer BGH Prüfung oder die möglichen Aufgaben  einer Obedience Prüfung  genauso wie die Choreografie einer DogDancing Prüfung. Indem ich die komplette Anforderung in einzelne Übungsgruppen, also Sequenzen unterteile, kann ich meinen Hund und auch mich gezielt vorbereiten.

Für den Junghund oder den erwachsenen Hund mit  Prüfungsreife?

Ob mein Hund drei oder vier Dinge kann, z.B. ganz einfach Sitz,  Pfote geben, herkommen, Ablegen oder über ein großes Repertoire verfügt,  ist völlig egal. Die Bedingungen beim Sequenztraining sind immer gleich:

Der Grundstein ist sorgfältig gelegt. Alle Einzelübungen sitzen, dem Ausbildungsstand angemessen.  Mein Hund  erfüllt seine Aufgaben mit großer Freude und hochmotiviert.  Ich selbst haben den geplanten Ablauf (die Choreografie, die PO oder einfach meine Trainingssequenz) für unseren Start verinnerlicht und bin ohne Hund  in der Lage, das zu jeder Zeit an jedem Ort durchzuführen. Die Übergänge und Kombinationen stehen fest, jetzt bauen wir das zusammen.

Sequenztraining hat für mich einen großen Vorteil: Statt erst am Ende einer langen Prüfungsaufgabe über den Stand meiner Ausbildung nachzudenken, kann ich nach jeder Sequenz

  • den Hund ausgiebig belohnen für seine Arbeit, um seine Motivation zu erhalten.
  • den Hund kurz ins „Warte“ legen, oder in die Pause bringen. Seine erste Einheit ist beendet und er muss sich erst später wieder konzentrieren.
  • zeitnah reflektieren:
    • welche Aufgaben der Hund schon prima erfüllt.
    • welche Aufgaben ich bereits  prima erfülle.
    • welchen Trick/Übung ich beim Hund noch vertiefen möchte
    • woran ich bei mir noch arbeiten möchte.
    • wie ich die Vertiefung einer noch nicht sicheren Aufgabe gestalten kann, damit wir 100% Erfolg haben.

Ich unterteile die Prüfungsaufgaben/ meine Choreografie oder den Parcours in 3 bis 4 Sequenzen, die sich in Ende und Anfang überschneiden.  Der Ablauf variiert so immer,  es entsteht keine Erwartungshaltung des Hundes  an bestimmten Punkten.

In die erste Sequenz gehört bei mir immer die „echte“ Prüfungssituation.  Ich überlasse nichts dem Zufall sondern trainiere das mit.

  • Warten vor dem Eingang
  • Betreten des Wettkampfplatzes
  • Einnehmen der Startposition
  • Dann die ersten „wirklichen„ Übungen der Prüfung.

Ich arbeite diese Sequenz komplett durch,  belohne besonders tolle Dinge mit einem schnellen Leckerchen, bleibe aber im Fluß der Sequenz. Mein Hund bekommt genau so viel oder so wenig Hilfe wie er braucht um erfolgreich durchzuarbeiten. Fehler nehme ich wahr, arbeite aber sofort weiter mit der nächsten Übung. Ich bin bester Laune bis zur letzten Übung und strahle das auch aus.

Ich korrigiere nicht sofort in der Sequenz.

Das hat seinen Grund:

In  keiner Prüfung habe ich die Gelegenheit, eine verpatzte Übung nochmals zu wiederholen. Es geht einfach weiter. Die Stange im Agi ist gefallen, das Steh im Obedience leider ein Sitz.  Im DogDancing läuft die Musik weiter, wenn ich also nicht die gesamte Choreografie in Schutt und Asche legen will  muss ich zur nächsten Übung übergehen.

Also schule ich meine Improvisationsfähigkeit und gehe weiter zur nächsten Übung. Ich trainiere meine mentale Stärke, um in der Prüfung schlicht mit bester Laune zu retten was zu retten ist. Ich bin weder frustriert noch verärgert, das würde nämlich meine Konzentration auf die folgende Aufgabe vollkommen stören und sich auch negativ auf die Stimmung meines Hundes auswirken.  Jeder von uns kennt das Gefühl, wenn in der Prüfung etwas schief geht. Wir sind enttäuscht, verwirrt,  verlieren den Faden. Wir haben eine einzige Aufgabe nicht korrekt geschafft und  laufen Gefahr, dieses Gefühl unserem Hund zu vermitteln. Wie sollen wir nun den Rest der Prüfung absolvieren?  Haben Sie auch schon beobachtet, wie Hunde  auf ein enttäuschtes „Oh“,  gesenkte Schultern oder  Achselzucken des Hundeführers reagieren? Die Enttäuschung ist greifbar.

Hundesport ist mein Hobby. Ich möchte mich nicht ärgern und weder mich noch meinen Hund frustrieren, sondern beim Training und Turnier für uns beide durchgängig positive Stimmung haben. Das gelingt mir noch nicht immer, aber das ist das Ziel.

Und der wichtigste Punkt:  Eine Korrektur mitten in der Sequenz unterbricht den Fluß der ganzen Arbeit. Die Übung wird meist einfach nochmals abgefragt, denn zum Überlegen, warum sie nicht geklappt hat, bleibt keine Zeit. Wenn s dann klappt, folgt meist die nächste Übung, wenn ´´s nicht klappt, der Frust. Das ist ein Lotteriespiel, welches mich nicht weiterbringt. Ich will nach einer Trainingseinheit meinem Hund  in erster Linie vermitteln, wie sehr ich mich über seine Leistung freue. Wenn er  von 12 Aufgaben 10 prima erfüllt hat, dann belohne ich das ausgiebig.

Auf die Verbesserung der anderen zwei Aufgaben konzentriere ich mich im zweiten Abschnitt.

 

Fehlersuche: die Vertiefung.

Ich nehme mir ein, zwei Übungen der Sequenz heraus, überlege, wie ich in einer Vertiefung 100% erfolgreich für den Hund gestalten kann. Der Fehler kann viele Ursachen haben: Sitzt die Übung noch gar nicht wirklich? War meine Signalgebung womöglich nicht klar? Haben Aussenreize den Hund irritiert?

Erst wenn ich  weiß woran ich wirklich arbeiten will, hole ich den Hund aus dem Warten. Stelle den Timer auf genau 60 Sekunden. Das ist ziemlich lange, wenn man sich genau auf den Schwachpunkt fokussiert. Ziel der Vertiefung ist Erfolg- also wir die Aufgabe so gestellt, daß der Hund sie wirklich 100% erfüllen kann.   Beispiel:  der Hund soll von meinem Rücken aus abspringen und um eine Requisite herum laufen.  Er kann sowohl den Rückensprung als auch  das „Revier“,  wendet sich aber nach dem Absprung  erst zu mir.
Kurzes Grübeln: Ich muss also weder Rückensprung noch Revier vertiefen, sondern  den  Absprung mit Fokus nach vorne trainieren. Dazu hilft mir ein Bodentarget nahe an der Requisite,  ein Belohnungspunkt weiter vorne oder statt meinem Rücken z.B. eine Kiste als Absprungstation.  Ich erreiche in diesen 60 Sekunden vielleicht nicht die Perfektion der Aufgabe, aber ich vermittle meinem Hund, daß er absolut richtig liegt mit dem was er tut. So erzeuge ich Sicherheit  statt Frustration für den Hund  und  neue Trainingsimpulse für mich selbst.

Meine Hunde reagieren auf diese Vertiefungssequenzen selbst bei schwierigen Aufgaben mit eifriger Aufmerksamkeit, sie sind voll bei der Sache.  Sie beenden die Vertiefung erfolgreich, es folgt eine Spielbelohnung und eine kurze Pause vor der nächsten Sequenz.

Die nächsten 2 oder 3 Sequenzen verlaufen genauso.  Spielbelohnung,  kurze Pause für den Hund, reflektieren für den Menschen und  ab in die Vertiefung, falls es etwas zu vertiefen gibt.

Wenn ich feststelle, daß vieles nicht geklappt hat,  muss ich einige Schritte zurückgehen und den Grundstein weiter festigen  oder meinen Trainingsinhalt dem Ausbildungsstand des Hundes anpassen.  Falls ich nach einer Sequenz feststelle, daß ich in keinem Punkt eine Vertiefung brauche, freue ich mich wie Bolle und zeige das auch meinem Hund.

Die letzte Sequenz endet wieder ganz „echt“

  • die Abschlußaufgabe der Prüfung
  • ein kurzer Gruß oder ein Abmelden beim Richter
  • das Verlassen des Wettkampfplatzes.

Auf keinen Fall soll der Hund am Tag seiner Prüfung verwirrt auf seine verdiente Belohnung warten, nur weil wir ihm diesen Teil der Aufgabe nicht vermittelt haben.

Danach folgt die letzte Vertiefung.  Dann endet unser Training einfach mit einer ausgiebigen Spielrunde oder Futterkullern,  bevor ich mich einem „Fertig“  die Trainingsfläche verlasse.

Dieses Training gestalte ich je nach Ausbildungsstand meines Hundes unter Ablenkung und an verschiedensten Orten.  Sequenztraining ist für mich die optimale Form der Prüfungsvorbereitung. Der Hund lernt, eine Reihe von Aufgaben flüssig auszuführen,  Körperspannung und Motivation zu halten. Ich selbst trainiere Koordination von Wortsignal und Körpersprache, Reaktion auf den Hund und Konzentration auf den geplanten Ablauf. Und dabei haben wir beide auch noch große Freude!

Autorin: Carmen Schmid

Obfrau für DogDancing VDH / DVG